Die Einfuehrung des Unterrichts in Problemloesen in der Primarstufe durch die offiziellen Dokumente im Jahr 1980 hat zur Entwicklung eines didaktischen Modells gefuehrt, das sich auf die Theorie der Informationsverarbeitung stuetzt. Es besteht darin, in modularer Form kognitive und meta-kognitive Strategien zu lehren. Folglich setzt dieses Modell voraus, dass die (in der Form von Regeln) gelehrten Strategien unabhaengig vom Kontext der Loesungen aktualisierbar sind. Diese Hypothese wird hier fuer atypische Probleme (Probleme ohne Loesung, mit unvollstaendigen oder ueberfluessigen Angaben) untersucht. Dabei sind vier Problemtypen 321 Schuelern im Alter von 9 bis 10 Jahren (des franzoesischen  »cours moyen 1 »CM1) in vier verschiedenen didaktischen Kontexten vorgelegt worden. Unterzieht man die Ergebnisse einer Faktorenanalyse, so laess t sich die Hypothese widerlegen, dass das Angeben einer Loesung fuer atypische Probleme unabhaengig vom Loesungskontext sei. Die Entscheidungen der Schueler sind staerker durch den Situationstyp als durch ihre Faehigkeiten in Mathematik bestimmt. Anders formuliert: das System  »Subjekt- Problemstellung », welches in der kognitiven Psychologie zentral ist, genuegt nicht, um ueber das Verhalten des Schuelers beim Problemloesen Rechenschaft zu geben und — a forteriori — um dem, was als Fehlfunktion des didaktischen Verhaeltnisses angesehen werden koennte, von vornherein im Rahmen kognitiver Theorien abzuhelfen. Die Validitaet der direkten Uebertragung der Problemloese-Modelle steht also ebenso in Frage wie allgemeiner der umstandslose Gebrauch der  »Meta-Ebene »in der Didaktik. Die von G. Brousseau entwickelte Theorie der Situationen scheint hier fuer diese Phaenomene erklaerungsmaechtiger. (ZDM/Mathdi)